Die generell eher altmodischen Richter beschliessen signifikant oft das Kind bei der Mutter zu belassen, obwohl das Jugendamt starke Bedenken hat ("das Kind gehört zur Mutter'). Ein strukturelles Problem hingegen ist, dass Väter finanziell potenter sind als Mütter und daher juristisch im Vorteil.
Ich glaube nicht, dass man das so verallgemeinern kann. In den allermeisten Fällen haben beide Elternteile das Sorgerecht (ca. 85%). Wenn es nicht so ist, gibt es aber auch viele mögliche Gründe dafür, abgesehen von altmodischen Vorstellungen von Richter*innen.
Es ist ja tatsächlich heute immer noch so, dass die Care-Arbeit überdurchschnittlich häufig von Frauen erledigt wird - also ist die Bindung zur Mutter de facto auch oft stärker. In manchen Fällen haben Väter auch kein großes Interesse am Sorgerecht.
Männer sind deutlich häufiger gewalttätig als Frauen und fallen sehr viel häufiger durch sexuellen Missbrauch oder Machtmissbrauch auf. Das heißt nicht, dass die meisten Männer nicht gute Väter sind. Aber wer gewalttätig wird, verliert das Sorgerecht zurecht.
Es gibt sicher auch Frauen, die sich von der Kindererziehung zermürbt und überfordert fühlen. Aber bei ihnen ist es gesellschaftlich deutlich stärker verpönt, wenn sie dem Vater das alleinige Sorgerecht überlassen.
Das alles hat natürlich mit patriarchal geprägter Sozialisation zu tun - aber eben nicht nur die der Richter, sondern aller Beteiligter und Unbeteiligter. Wenn es Anzeichen für Gewalt durch die Mutter gibt, muss ganz klar gehandelt werden. Offenbar sind aber nur 10% der aktiven Täter*innen
weiblich, was durchaus erklärt, warum die Mütter häufiger das alleinige Sorgerecht erhalten. Vielleicht ist es sogar immer noch zu wenig oder ungünstig verteilt. Es gibt sicher tolle Väter mit Psycho-Ex, die vor Gericht scheitern. Aber genauso gibt es die bedrohte Mutter, die jedesmal Ängste
ausstehen muss, wenn sie das Kind zum Ex-Mann bringt.