Klassiker... Ein Großteil der Menschen, die ich im Psychiatrischen Kontext gesehen habe, hatten was zugrundeliegend organisches. Das hat entweder die psych Diagnose erst begünstigt oder war sogar die eigentliche Ursache...
Klassiker... Ein Großteil der Menschen, die ich im Psychiatrischen Kontext gesehen habe, hatten was zugrundeliegend organisches. Das hat entweder die psych Diagnose erst begünstigt oder war sogar die eigentliche Ursache...
Kann ich tatsächlich nicht in der Größenordnung bestätigen, solche Fälle habe ich aber immer wieder gesehen: KHK, Herzinsuffizienz, Schilddrüse, 1x Hirntumor (leider zusätzlich zur vorbek. psychiatr. Diagnose). Oft auch Schlafapnoe. Man muss echt aufpassen.
Also ich fische schon sehr sehr viel somatisches raus. Ich würde nicht zu weit gehen zu sagen das meiste. Aber es gibt praktisch bei jedem auch etwas somatisches was mitwirkt.
Dass es in der stationären Psychosomatik weniger ist, liegt sicher daran, dass viele unserer Patienten eine wahre Arzt-Odyssee hinter sich haben und oft ausführlich voruntersucht sind.
Wenn ich mal einen Bereich rausnehme... Psychiatrische Forensik, Jugend, Sucht. Die Menge an unerkanntem AD(H)S ist unfassbar hoch! Dopaminmangel-Syndrom ist eine körperliche Ursache. Und wäre das passend behandelt worden, wäre die Straftat unter Substanzeinflüsse vielleicht nicht passiert
Das ist richtig ich behandle sehr viele mit dieser Diagnose. Andererseits habe ich auch eine gar nicht kleine Anzahl von Betroffenen bei denen das nie diagnostiziert wurde und die meiner Meinung nach deswegen in die heroinsucht geglitten sind ("selbstbehandlung")
Ich halte, so rein anekdotisch, die Dunkelziffer bei neurodivergenten Menschen für riesig. Wenn man sich einfach Mal ne Weile in Grundschulklassen setzt.... Da schlackern einem die Öhrchen. Und das ist ja wirklich der "Durchschnitt der Gesellschaft". Mit 6-10 ist das meistens noch gut handlebar.
Aber spätestens in der Pubertät wird's arg. Manche schaffen es noch gut bis okay (ökonomisch guter Hintergrund, familiäre Stabilität und Intelligenz scheint mir ein positiver Faktor). Aber wirklich viele entwickeln Angst-/Panikstörungen, Suchterkrankungen, Depression.
Ist noch jemandem außer mir die große Schnittmenge neurodivergente Person mit ausgeprägtem Long COVID (bis ME/CFS) aufgefallen?
Und mir sind auch ne deutliche Anzahl von Menschen mit paranoider Schizophrenie begegnet, bei denen die Historie Anzeichen von ADHS vermittelt. Da hätte man genau hinschauen müssen, das haben die zuständigen Psychiater:innen aber nicht machen wollen.
Eine Frage: was müsste sich ändern, damit die somatischen Ursachen schneller erkannt werden?
Eine bessere interdisziplinäre Arbeit. Vielleicht mal Leitlinien nutzen, Differentialdiagnosen klären. Gescheit fortbilden. Also insgesamt: Mehr Geld in Medizin,Bildung und Sozialem.